Mittelmeerkrankheiten

Wenn Sie mit Ihrem Hund im Süden
(auch in Frankreich) in Urlaub waren
oder vor haben, dort Urlaub zu machen,
dann sollten Sie diesen Artikel lesen!!!

Die Geschichte von Joey und Aischa - eine Warnung!

Freitag vor zwei Wochen
Joey erbricht nachmittags sein Futter - noch kein großes Alarmzeichen

Samstag
Joey steht "komisch" vor mir, er läßt die Ohren hängen, steht breitbeinig
und macht einen schlappen Eindruck. Die Collieaugen sehen mich groß und
traurig an, ich messe Fieber und stelle 40,5° fest. Wir starten sofort zu
Tierärztin. Da es nach Magenverstimmung aussieht meint sie ob wir VOR der
Behandlung eine Blutuntersuchung machen möchten um die genaue Ursache
festzustellen, klar wollen wir. Die Blutuntersuchung ergibt schlechte
Leberwerte, sonst ist alles ok.

Sonntag
Die Urinprobe ist auch in Ordnung. Wir verabreden uns für Montag um eine
Untersuchung auf südl. Krankheiten zu machen, wir waren ja gerade in
Frankreich. Danach hatte Joey eine Zahnsteinentfernung unter Vollnarkose
bekommen, mögliche Ursache für die Leberwerte, da Abbau des
Betäubungsmittels. Joey frisst und trinkt einigermaßen normal, allerdings
nur Grillhähnchenfleisch, das Fieber steigt max. auf 39,2 wir geben ihm
Fieberzäpfchen.

Montag
Die große Blutprobe wird entnommen und wird ins Labor geschickt um auf
Leishmaniose, Babesiose, Ehrlichiose usw. zu testen. Er bekommt Antibiotika
und fiebersenkende Mittel, sowie ein Leberaufbau-Mittel
Abends hat er immer noch nichts gefressen, nur getrunken, und er wirkt
apathischer. Wir fahren noch mal in die Praxis und er bekommt Elektrolyte
über Infusion bis spät Abends.

Dienstag
Joey wird geröntgt und über Ultraschall untersucht. Ergebnis: Leber
verändert, aber keine Tumore, Milz normal, Nieren arbeiten gut, Blase ok,
er bekommt wieder Tropf. Es scheint ihm besser zu gehen, er verschlingt
hungrig einen großen Beutel Leckerchen und säuft wie ein Loch. Sein Urin
ist komisch rötlich, noch mal Blutprobe. Rote Blutkörperchen haben
abgenommen! Alle Werte leicht verschlechtert.

Mittwoch
Morgens Tropf und er läßt sich zu Leberwurstbrot und ein paar Leckerchen
überreden. Nachmittags dann das Laborergebnis: Babesiose! Diese Parasiten
(Protozoen)
setzen sich im Blut fest und zerstören die roten Blutkörperchen, damit
töten sie den Hund. Meine Tierärztin hängt sich ans Telefon und versucht
das in Deutschland verbotene Medikament Imizol oder Carbesia zu besorgen.
Fieber ist runter und Joey fühlt sich einigermaßen.

Donnerstag
Morgens Tropf und die TÄ gibt die Ergebnisse der Medikamentensuche bekannt:
In England, Versand mind. 10 Tage, in Frankreich, 5 Tage. Wir sagen ihr das
wir es aus Frankreich heute noch holen werden, frühstmöglicher Zeitraum
der Injektion Samstag. Sein Urin wird heller, aber wir haben
Schwierigkeiten mit seinen Venen, sind alle dicht, deswegen legen einer
Infusion im Hinterbein erforderlich. Unsere TÄ kündigt uns einen möglichen
Klinikaufenthalt an wenn diese Braunüle auch noch rausrutscht.

Ich hab das Medikament nicht in Frankreich, aber in der Schweiz
aufgetrieben, Tom steht in den Startlöchern nach Chiasso zu fahren.

Da ich die Geschichte in drth veröffentlicht habe, krieg ich eine
E-Mailadresse einer betroffenen Hundehalterin. Diese schickt mir sofort
ihre Telefonnummer. Ich erfahre das sie in der TK München das Imizol vor
Ort haben, meine TÄ meldet uns sofort an, wir haben Termin Freitag, 9.00
Uhr.

Tom und meine Tochter Selina starten mit beiden Hunden nach München (auch
Aischa zeigt Fieber, hat nach der sofortigen Blutuntersuchung niedrige
Erytrozytenwerte, sonst ist sie symptomlos).

Freitag
Die TÄ in der TK meinen das Joeys Zustand so gut ist, das er das Imizol gut
verträgt. Er bekommt die Spritze und sie dürfen nach Hause mit der 2. im
Gepäck, die nach 14 Tagen fällig ist. Tom bleibt aber in München um Aischas
Ergebnis auf Babesiose abzuwarten. Nachmittags läuft plötzlich Blut aus
Joey's Nase, Tom bringt ihn sofort in die Klinik. Seine Erys sind im Keller
(14 von mind.35), und das Schlimmste: seine Trombozyten zerstören sich
selbst. Er muß eine Transfusion bekommen und wird stationär aufgenommen. Da
Aischa ausscheidet suchen wir zusammen mit der Klinik sofort einen
Blutspendehund. Erst nachts gegen 12.00 Uhr ist er gefunden und kommt in
die Klinik. Joey hat eine Konserve bekommen aber die hat nicht gereicht.
Wir können nichts mehr tun.

Samstag
Gegen 11.00Uhr der erlösende Anruf der Klinik, Erys sind auf 21
(er bildet selbst wieder welche) und Trombos sind zwar noch schlimm, aber
steigende Tendenz. Die Klinik hat sich bei meiner TÄ auch noch mal genauer
über Aischa erkundigt und sie raten an das Aischa morgen um 11.00 Uhr
vorbeugend Imizol bekommt, das Laborergebnis ist erst am Montag da. Ich
laufe auf Hochtouren um weitere Blutspender (diesmal sollte es dieselbe
Blutgruppe sein) aufzutreiben. Ich telefoniere den ganzen Tag bis alle
Telefonakkus leer sind, sie werden nicht geschont. Angela baut mit mir
zusammen ein Netzwerk der Information im Internet auf und wir Posten in
alle Listen. Der Blutspender muß aus München sein, Eile ist geboten wenn es
soweit ist, und es muß Frischblut sein. Nachts um 1 Uhr hat die Klinik noch
immer keinen Stillstand oder Verschlechterung gemeldet und wir haben 6
Leute mit ca. 8 Hunden zusammen, die alle Gewehr bei Fuß stehen, auch
nachts, und auf unseren Anruf warten.

Sonntag
Aischa wird Imizol injiziert, dann dürfen sie Joey sehen. Er freut sich
sehr, ist aber total matt und schlapp. Er läßt sich auch nach dem Besuch
ganz gern wieder in seiner Box in der Klinik nieder. Sie scheinen ihn sehr
gut zu behandeln, er begreift das er noch dableiben muß.
Aischa kotzt auf dem Heimweg und ist den ganzen Tag matt. Durchfall ist
nicht so schlimm und Abends vorbei.

Montag
Aischas erste Werte sind da, keine Babesien gefunden. Wie atmen auf! Das
Imizol hat sie gut weggesteckt.
Joey ist soweit stabil, der Blutwert ist auf 24 geklettert, das er mit nach
Hause darf. Wir beschließen doch noch einen Tag mit der Heimfahrt zu warten
um ganz sicher zu gehen. Sie machen noch eine Blutuntersuchung im
Tropeninstitut auf Ehrlichiose. Die Trombozyten weisen darauf hin.

Dienstag
Wir haben zu früh aufgeatmet. Aischas komplette Werte sind da. Sie hat
Babesienerbgut im Blut und einen irrsinnig hohen Leishmaniosetiter
(1:3200). Also sofort wieder in die Klinik mit Aischa. Dort werden wir mit
Allopurinol versorgt, beide Hunde werden vorsorglich mit Doxyciclin gegen
die Ehrlichiose behandelt - und wir werden mit der 2. Gabe Imizol und einer
Behandlungsempfehlung für Aischa nach Hause entlassen. Aischa soll
Glucantime bekommen.

Mittwoch
Nachdem es beiden Hunden soweit gut geht starten Tom uns Selina am
Spätnachmittag (in M sind es 25°) nach Hause.

Donnerstag bis Donnerstag
Die Hunde erholen sich langsam, Blutuntersuchungen in regelmäßigen
Abständen, Spezialfutter, Vitamine. Wir besorgen uns alles an Infos was wr
bekommen können. Dr. Naucke, mit dem ich seit Joeys Diagnose in Verbindung
stehe berät in Sachen Leishmaniosebehandlung und gibt den Tip für ein
besser abgestimmtes Doxyciclin. Er erzählt mir von dem Oleyl-PC, einem
neuen Medikament das nebenwirkungsfrei ist und mit dem sie schon Erfolge
erzielt haben. Meine TÄ grast alle Infoquellen ab.
Joey soll Freitag die 2.Dosis Imizol bekommen und ich nehm mir mal kurz
einen Nervenzusammenbruch vor Angst. Wir beraten das erst ein weiterer Test
auf Babesien gemacht werden soll. Sind die Dinger im Blut nicht mehr direkt
nachweisbar soll er nur die halbe Portion bekommen und den Rest am
Dienstag.

Freitag
Das Ergebnis läßt auf sich warten, wir verschieben auf Samstag. Ich hab
inzwischen unsere Hundebekannten hier mobilisiert, für den Fall das wir
wieder Blutspender brauchen. JEDER den ich anrufe ist bereit auf Standby zu
gehen - ganz vielen Dank dafür!!!

Samstag
Sie haben keine Babesien im Blut gefunden - die Dinger haben sich in
Lauerposition zurückgezogen oder sind schon ganz vermiest. Joey bekommt die
halbe Dosierung Imizol. Bis jetzt, 00:10 am Sonntag sind keine schlimmen
Nebenwirkungen aufgetreten. Er schaut uns nur mit total übermüdeten Augen
an: ja wollt ihr denn gar nicht ins Bett? Nein, wir wollen nicht. Wir
werden Wache halten bis er außer Gefahr ist.

Sonntag bis Montag
es geht ihm gut, er hat es gut weggesteckt

Dienstag
der Babesiosetest für beide Hunde ist negativ, auch kein Erbgut wird
gefunden. Beide bekommen die letzte Portion Imizol.
Beide haben keine Nebenwirkungen, es geht ihnen gut. Blutbild ist wieder
Mittwoch nächste Woche.

Für die bisher entstandenen Kosten könnte man einen guten Kleinwagen
kaufen - und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Wo wir uns das alles eingefangen haben?
Wir waren für 1 Woche in der Bretagne mit dem Wohnmobil und sind über das
Loiretal nach Deutschland zurückgefahren. Dort muß die Zecke zugeschlagen
haben.
Aischas Leishmaniose muß von unserem einzigen letzten größeren Urlaub sein,
Italien 2001, Toscana und Mittelmeer.

In Italien waren unsere Hunde mit einem Floh- und Zeckenhalsband (ich weiß
nicht mehr genau welches) geschützt. Außerdem haben wir sie regelmäßig
eingesprüht. Gegen Borreliose waren sie auch geimpft. Für Frankreich hatten
wir uns diese Jahr Scalibor besorgt. Gegen die Sandmücken (Leishmaniose)
waren sie gut geschützt, nur gegen die Übertragung der Babesien nicht, da
reicht der Biss der Zecke sofort. Es gibt eine Impfung mit dem Wirkstoff
der in Imizol ist, in D nicht zugelassen, dieser bietet einen Schutz gegen
Todesfälle für 4 Wochen, infizieren tun sich die Hunde trotzdem.

Wir finden diese Infos so wichtig das wir um Verbreitung bitten möchten.
Kein Hund soll mehr in diese Falle geschickt werden. Babesien sind
inzwischen nachgewiesen am Niederrhein, in München und in BaWü. Frankreich
im Süden, Norden, an der Loire und im Elsaß. In allen Mittelmeerländern
dito sowie in Asien und Afrika.

Wer Infos braucht kann sich gern bei uns melden, wir geben gern alles
weiter was wir selbst inzwischen erfahren haben.

Nun noch eine ganz wichtige Sache:
Joey hätte fast sein Leben gelassen weil in München keine Blutbank
vorhanden war, bzw. die Klinik keine Frischblutspender auf Abruf hat. 2
engagierte Tierschützerinnen werden eine Liste aufstellen mit
spendewilligen Hunden(Haltern) die im Notfall einem anderen Hund das Leben
retten. Die Blutspende ist wie beim Menschen sogar gesund, weil Erneuerung
für das Blut. Die Liste wird nach Postleitzahlen geführt und soll möglichst
allen Tierärzten und Kliniken zur Ermittlung eines Spenders dienen. Sie
verbleibt bei den auf
www.weissepfoten.de angeführten Ansprechpartnern mit
den Nottelefonnummern. Diese informieren dann im Notfall den gelisteten
Spender und stellen den Kontakt her. Bitte laßt Euch zahlreich eintragen,
Ihr könnt Hundeleben retten. Ich werde mich auch an dem Projekt beteiligen
und unsere Telefonnummer zur Verfügung stellen, sowie Adressen sammeln.
Der Spenderhund sollte gesund, 2-10 Jahre alt, und mindestens 20 kg schwer
sein.
 

Geschrieben von Bettina Abramowski!

 

 

Der TASSO-Tipp: Achtung Leishmaniose

Dr. Spangenberg rät:

Man muss die Leishmaniose als ''neue'' Krankheit ohne Panik im Auge behalten,
vor allem bei Hunden, die im Süden im Urlaub waren.

Ihre Halter sollten auf mögliche Krankheitshinweise achten
und im Zweifelsfall alsbald einen Tierarzt zu Rate ziehen.
Wegen der unsicheren Behandlungsaussichten ist der Vorbeugung die größte Beachtung zu schenken.

Gefahr aus dem Süden: Die Leishmaniose der Hunde.

Ein Artikel von Dr. Rolf Spangenberg, Tierarzt und Buchautor

Vor mehr als 20 Jahren schilderte mir eine Hörerin in meiner SWR4- Tiersprechstunde merkwürdige Symptome bei ihrem Hund,
den sie aus Südspanien mitgebracht hatte. Er wirkte im Ganzen schwach und krank, hatte schuppende Ohrenspitzen und überaus  lange Krallen.
Spontan tippte ich auf Leishmaniose, eine Infektionserkrankung, die damals noch weitgehend unbekannt war.
Die zutreffende Diagnose brachte mir seinerzeit Anerkennung ein.
Inzwischen müssen wir uns leider auch in Deutschland öfter mit dieser Tropeninfektion beschäftigen, die im Zunehmen begriffen ist.
Sie gilt derzeit als die häufigste aus südlichen Ländern eingeschleppte Krankheit.
Bei den Erregern, den Leishmanien, handelt es sich um Blutparasiten, von denen etwa 25 Arten bekannt sind.
Sie führen bei Hunden und Menschen (!) zu chronischen Krankheitsbildern, die sich nur sehr schwierig und wenig Erfolg versprechend behandeln lassen.
Die Übertragung erfolgt fast ausschließlich durch eine in wärmeren Ländern häufige Mückenart (Sandbzw. Schmetterlingsmücken, Phlebotomen).
Und da beginnt das Problem: Im Zuge der Klimaerwärmung wurden diese Mücken eingeschleppt und es gibt bereits in Deutschland einige Standorte dieser unerwünschten Gäste. Das betrifft vor allem warme Gegenden im Süden unseres Landes.
Im Zweifelsfall kann man sich bei der Veterinärverwaltung seiner Region erkundigen.
Wie erkennt man eine Leishmaniose beim Hund?
Der Besitzer wird bemerken, dass dem Tier im typischen Fall die Haare an den Ohrspitzen und um die Augen herum (''Brille'') ausfallen,
die Haut ist dort schuppig, die Krallen werden brüchig und wachsen überlang.
Im weiteren Verlauf können auch Geschwüre auf der Haut auftreten;
der Befall innerer Organe (Nieren!) äußert sich in einer allgemeinen Schwäche und Abgeschlagenheit.
Der Tierarzt kann dann die endgültige Diagnose mittels einer Blutuntersuchung stellen.
Es ist erstaunlich, dass sehr viele, vor allem verwilderte Hunde in Süd- und Osteuropa zwar infiziert sind,
aber nur selten deutliche Krankheitssymptome aufweisen.
Sie leiden an so genannten
''stummen Infektionen'', die nach Monaten oder Jahren ausbrechen können, jedoch nicht müssen.
Ein besonderes Risiko  besteht bei derartigen Hunden mit hohen Antikörpertitern, was sich durch eine Blutuntersuchung nachweisen lässt.

Für die Behandlung steht eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, deren Wirkung jedoch wenig überzeugend ist.
Eine Behandlungsdauer von mindestens 26 Wochen wird empfohlen, zuweilen muss sie lebenslang erfolgen.
Dann treten leider auch Nebenwirkungen auf, vor allem werden die Nieren geschädigt.
Ohne Behandlung sterben allerdings bis zu 90 Prozent der erkrankten Tiere innerhalb eines Jahres.
Da die Leishmaniose in erster Linie durch die erwähnten Mücken übertragen wird - direkte Infektionen von Tier zu Tier wurden bisher nicht nachgewiesen -
besteht die beste Vorbeugung darin, den Kontakt mit diesen Insekten zu verhindern.

Wer seinen Hund unbedingt in die ''Leishmaniose- Gegenden'' mitnehmen will, die ja bevorzugte Urlaubsgebiete sind,
sollte sich mit seinem Tierarzt besprechen.

Es gibt heutzutage wirkungsvolle und für den Hund weitgehend ungiftige Präparate zur Abwehr (Repellentien) und Abtötung der Mücken (Insektizide) in Form spezieller Halsbänder und den bekannten Spoton-Zubereitungen, die man den Hunden in den Nacken tropft.
Außerdem ist es empfehlenswert, seine Tiere in den Hauptschwärmzeiten der Mücken,
also den Morgen- und Abendstunden, im Hause zu halten.
Eine Schutzimpfung gibt es leider noch nicht,
die prinzipiell mögliche vorbeugende Behandlung wird wegen der zu erwartenden Nebenwirkungen zurückhaltend beurteilt.

Dieser Artikel steht bei ''TASSO'' Ausgabe Sommer 2008!
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Heidi Jostschulte