Abschied von Jesse

 

 

Jesse
geboren am 06.07.1992
gestorben am 02. April 2005
Jesse war blind

 

Es begann Mitte Februar mit Blut im Urin, das Problem hatten wir in den letzten 1,5 Jahren schon zweimal, darum machte ich mir erstmal auch keine allzu grossen Sorgen. Doch nach einigen Tagen war klar, dass wir es nicht in den Griff bekommen, keine Behandlung schlug an, so entschied ich mich am Freitag, den 18.02.05 zu einer OP, Ausgang ungewiss.

2 Stunden Bangen und Hoffen, dann die erlösende Nachricht, kein Tumor, 'nur' eine relativ harmlose kleine Geschwulst zwischen Blase und Harnröhre.



Jesses Krankenlager, oft behütet von Lara


Aber es war eine grosse Strapaze gewesen, Jesse kam 2 Wochen lang nur schlecht wieder auf die Beine. Ich traute mich auch nicht gleich wieder mit der Physiotherapie weiterzumachen.



erste Schritte nach der schweren OP

Dann, nach 3 Wochen, hohes Fieber, wohl eine Reaktion auf die inneren Fäden. Es gab eine dramatische Nacht - aber der zähe Bursche hat auch das überstanden.

Aber es wollte und wollte nicht aufhören. Auf Tage des Fortschritts folgte wieder die Verschlechterung. Was bekam der Bub in den letzten Wochen an Medikameten, Cortison und Antibiotika in diversen Formen, homöopathische als auch pflanzliche Mittel, gespritzt, Tabletten, Globulis...

Jesse hat sehr abgebaut, wog zum Schluss nur noch 25 kg, war unter seinem Fell, was ich nach der OP wegen all den Salben und Durchfall schon ziemlich mit der Schere bearbeitet hatte, nur noch Haut und Knochen.



der erste Gang durch den Garten
 

Doch er zeigt immer noch Leben, bis zum Schluss. Er berappelte sich immer wieder, ging am Karfreitag noch ganz langsam und gemächlich noch 1 Stunde spazieren. Die Treppen zuhause trug ich ihn schon seit Wochen hoch, die konnte er gar nicht mehr bewältigen.

Aber er frass, er bellte (wenn auch sehr heiser), er interessierte sich für andere Hunde, schnüffelte, genoss seine Massagen...



am Bellen :-)

Die letzte Woche wiederum eine massive Verschlechterung, nachts erhöhte Temperatur, morgens sehr sehr schwach, wenn ich ihn nicht hob, stolperte er sehr schnell und fiel hin. Tagsüber dann wieder eine Verbesserung, die letzten Tage kaum Appetit, manchmal fütterte ich ihn mit der Hand, man hätte meinen können, er frass nur mir zuliebe - trotz selbstgekochten Leckereien.

Ich holte mir in einer Klinik eine zweite Meinung ein, vergangen Mittwoch noch ein Röntgenbild, ein Ultraschall, Urin- und Blutprobe. Ergebnis sprach 'nur' für eine grosse Entzündung, also wieder ein neues Antibiotika.

Aber es half nichts, wieder Blut im Urin, gestern früh über 40 Grad Fieber. In der Tierklinik noch ein Ultraschall, man vermutete Eiterherde, Abszesse. Genaueres nur bei erneuter OP.

Tatsächlich überlegte ich - aber ich wollte es meinem Bub nicht noch mal antun. Die Prognose, dass er es überlebt, lag bei 5 - 10 % - eindeutig zuwenig...

So schickte ich meinen Buben gestern Mittag über die Regenbogenbrücke - man stelle sich vor, er leckte mir noch mal die Hände - sein Kopf lag die ganze Zeit in meinen streichelnden Händen.

Ich hoffe sehr, dass es die richtige Entscheidung war - zu einem relativ richtigen Zeitpunkt, nicht zu früh und nicht zu spät.

Ich hoffe, ich konnte ihm noch mal eine schöne Zeit schenken, es waren 2 Jahre und 9 Monate, die immer unvergesslich bleiben werden


 

Durch ihn habe ich eine ganz andere Sichtweise der Dinge bekommen - durch ihn habe ich andere behinderte Hunde und ihre Besitzer kennen gelernt - durch ihn bin ich zum Tierschutz gekommen.

Jesse sollte Beispiel sein  - er hatte einen unvergleichlichen Charakter.
Er war nur lieb, immer ausgeglichen, er ruhte in sich selber.
Er stand immer wieder auf, haderte nie mit dem Schicksal, war immer und bis zum Schluss unwahrscheinlich tapfer.
Er hat nie gejammert - er hatte ein grosses Kämpferherz.


und noch einmal den Frühling erleben am Ostermontag

Ich werde ihn nie vergessen und hoffe so sehr, dass es ihm nun gut geht und er wieder frei, unbeschwert, mit gesunden Knochen und Augen über die sommerlichen Wiesen rennen darf...

Wie schrieb schon Lord Byron?

An dieser Stelle ruhen die Gebeine von einem,

 welcher Schönheit besaß ohne Eitelkeit

Stärke ohne Übermut - Mut ohne Wildheit

Und alle Tugenden des Menschen ohne seine Laster.

Dieses Lob, unpassende Schmeichelei wäre es,

über menschliche Asche geschrieben...

Gestern Nachmittag begrub ich Jesse im Garten -
Lara und ich werden ihn nie vergessen!

 




zurück

Die Regenbogenbrücke!

Eine Brücke verbindet den Himmel und die Erde. 
Wegen der vielen Farben nennt man sie die Brücke des Regenbogens. 
Auf dieser Seite der Brücke liegt
ein Land mit Wiesen, Hügeln und saftigen, grünen Gras.
Wenn ein geliebtes Tier auf der Erde für immer eingeschlafen ist,
geht es zu diesem wunderschönen Ort.
Dort gibt es immer was zu fressen und zu trinken,
und es ist warmes, schönes Frühlingswetter.
Die alten und kranken Tiere sind wieder jung und gesund.
Sie spielen den ganzen Tag zusammen.
Es gibt nur eine Sache, die sie vermissen.
Sie sind nicht mit ihren Menschen zusammen,
die sie auf Erden so geliebt haben.
So rennen und spielen sie jeden Tag zusammen,
bis eines Tages plötzlich eines von ihnen innehält und aufsieht.
Die Nase bebt, die Ohren stellen sich auf, und die Augen werden ganz groß!
Plötzlich rennt es aus der Gruppe heraus und fliegt über das grüne Gras.
Die Füße tragen es schneller und schneller.
Es hat dich gesehen.
Und wenn du und dein spezieller Freund sich treffen,
nimmst du ihn in deine Arme und hälst ihn fest.
Dein Gesicht wird geküsst, wieder und wieder,
und du schaust endlich glücklich in die Augen deines geliebten Tieres,
das solange aus deinem Leben verschwunden war,
aber nie aus deinem Herzen.
Dann überschreitet ihr gemeinsam die Brücke des Regenbogens,
und ihr werdet nie wieder getrennt sein...

v. Paul C. Dahm

zurück